Ihr wollt ein oder zwei Semester eures Studiums im Ausland studieren? Euch reizt es, die Welt kennen zu lernen? Dann wollen wir euch hier ein paar Informationen dazu geben.

Ein wichtiger Hinweis vorab: Für Auslandssemester außerhalb der EU muss man sich je nach Zielland bis zu 15 Monate vor Beginn des Austausches bewerben. Für Auslandssemester innerhalb der EU mittels des ERASMUS-Programmes liegen die Bewerbungsfristen bei ca. 3 Monaten vor Beginn des Austausches.

Schritt 1 – Wo soll es hin gehen?

Die Uni nimmt an verschiedenen Austauschprogrammen teil. Dazu gehören Programme für EU-Länder (ERASMUS), Nordamerika und Australien/Neuseeland. Aber auch exotischere Gebiete wie Südafrika oder Lateinamerika können per Austausch besucht werden. Die wichtigsten Informationen und Termine sind auf der International-Rubrik zu finden. Weitere Informationen bietet weiterhin das Dezernat für Internationale Beziehungen, welches alle Auslandsprogramme koordiniert. Vor allem das Helpdesk des Dezernates steht täglich unter der Woche für Fragen offen. Man erreicht die jungen Leute dort über den Eingang Wilhelmstraße. Ihr betretet das Gebäude direkt neben der Neuen Aula (nur durch die Gmelinstraße von der neuen Aula getrennt) durch den Eingang und geht in den 1. Stock nach oben. Dort durch die Tür und auf der linken Seite ist der Helpdesk.

Besonderheiten zum ERASMUS-Programm: Das ERASMUS-Programm besteht aus Kooperationen zwischen Universitäten innerhalb der EU. An jeder Uni gibt es sog. ERASMUS-Koordinatoren, welche die Studenten zur jeweiligen Gastuni vermitteln und während des Aufenthalts betreuen. Folglich muss man sich auch zunächst an den entsprechenden ERASMUS-Koordinatoren an seiner Heimuni um einen Platz bewerben – auch wenn die spätere Abwicklung dann wieder vollständig über den Akademischen Austausch läuft. Da es üblicherweise mehr Plätze als Interessenten gibt (zumindest in der Informatik) wird jeder Student zum Auslandssemester zugelassen. Die ERASMUS-Koordinatoren sind üblicherweise Fachbereichen zugeordnet. In der Informatik gibt es folgende Kooperationen:

  • Prof. Kaufmann: Madrid, Rom, Montpellier, Ljubljana
  • Prof. Butz: Aix-Marseille, Oslo, Montpellier, Besançon, Pilsen,
    Uppsala, Istanbul (weitere Informationen und Erfahrungsberichte)

Theoretisch sind auch Austausche in jede andere Uni innerhalb der EU möglich. Bei diesem Fall jedoch muss der Student selbst den Kontakt zwischen einem ERASMUS-Koordinator an seiner Heimuni einem an seiner Wunsch-Gastuni herstellen. Pro Gastuni besteht immer nur eine geringe Anzahl an freien Plätzen für ERASMUS-Auslandssemester. Das ist jedoch kein Grund zur Sorge, da die Nachfrage nach Auslandssemester (vor allem in der Informatik) erstaunlich gering ist und deshalb die meisten Plätze ungenutzt bleiben. Ein Auslandssemester an einer Uni, welche von ERASMUS-Koordinatoren eines anderen Fachbereichs betreut wird, kann unter Umständen auch möglich sein, wenn Restplätze vorhanden sind. Generell werden jedoch die Studenten des jeweiligen Fachbereichs bei der Vergabe bevorzugt. Eine detaillierte Liste aller Partnerschaften der Uni Tübingen wird auf der Homepage des Akademischen Austauschs gepflegt. Im ERASMUS-Programm sind bis zu zwei aufeinander folgende Auslandssemester möglich.

Hier gilt es zu beachten, dass in vielen Ländern Europas der Zeitpunkt des Semesteranfangs sich stark vom entsprechendem in Deutschland unterscheidet. So fängt das Wintersemester in Frankreich z.B. Im September schon an und endet im Januar. Das Sommersemester fängt dann fast nahtlos im Februar an und endet bereits im Mai.

Die ERASMUS-Koordinatoren oder die Ansprechpersonen beim Akademischen Auslandsamt besitzen leider nur sehr wenige detaillierte Informationen zum jew. Gastland und zur jew. Gastuni. Hier muss man sich selbst schlau machen. Insbesondere über die an der Gastuni angebotenen Vorlesungen, der dort geltende Studie- und Prüfungsordnung, sowie über alles, was das Wohnen und Leben im Gastland betrifft, sollte man sich gründlichst im Voraus informieren. Eines der besten Informationsquellen hierzu sind Erfahrungsberichte von anderen Studenten. Nach Erfragen eines Passwortes bei Akademischen Auslandsamt sind die Berichte der Uni Tübingen online einsehbar. Google liefert auch eine Menge Erfahrungsberichte von Studenten an anderen dt. Unis.

Weiterhin ist zu beachten, dass einige Unis sehr verschult sein können mit festen Stundenplänen, Anwesentheitspflicht, etc. Auch bei den Prüfungen können andere Regeln gelten, wie z.B. das Existieren einer einzigen Prüfung ohne Nachklausur. Das Studium kann jedoch auch leichter sein. Der Standard australischer oder neuseeländischer Unis ist z.B. nicht sehr hoch, dafür sind die Länder natürlich zum Leben sehr attraktiv. Um viel aus dem Studium an der Gastuni mitzunehmen, sollte man jedoch die Sprache des Gastlandes einigermaßen gut beherrschen. Doch selbst auch ohne fundierte Sprachkenntnisse ist ein Auslandssemester überaus lohnenswert und bereichernd.

Die Anrechnung von Studienleistungen nach dem Aufenthalt ist nicht automatisch garantiert – selbst nicht beim ERASMUS-Programm mit dem überall in der EU gleichgeltenden Bachelor/Master-Studiengängen! Letztendlich entscheidet dies pro Vorlesung der Lehrstuhl an der Heimuni, zu der die Vorlesung gehört. Als Faustregel kann man sagen: Wenn ein Modul im fast gleichen Ausmaß auch an der Uni Tübingen existiert, so wird sie auch vollständig angerechnet. Klarheit darüber
kann man sich im Voraus durch Absprache mit den jeweilen Lehrstühlen verschaffen.

Schritt 2 – Die Bewerbung

Wenn das Ziel feststeht, geht es an die Bewerbung. Für das ERASMUS-Programm wird am Anfang ein ausgefülltes Anmeldeformular der Gastuni (bekommt man vom ERASMUS-Koordinator), die Anmeldung am ERAMUS-Onlineportal, sowie eine aktuelle Notenübersicht benötigt. Sprachzertifikate werden nicht verlangt. Das Anmeldeformular wird zur Gastuni verschickt, welche die Anmeldung zum ERASMUS-Programm in der Regel nach einigen Tagen bestätigt. Wenn man lange danach nichts hört
sollte man unbedingt nachhaken, denn viele Unis verzichten auf eine Anmeldebestätigung, die der Student jedoch für Weiteres benötigt. Mit einem gedruckten und von seinem ERASMUS-Koordinator unterschriebenen Formular vom ERASMUS-Onlineportal geht man zum Akademischen Auslandsamt, wo als nächster Schritt das ERASMUS-Fördergeld beantragt wird. Für die Zeit des Aufenthalts kann man sich beim Studentensekretariat neben der Mensa-Wilhelmstraße beurlauben. Dies hat zum Vorteil, dass man von jeglichen Pflichten zur Erbringung von einer Mindestzahl an Creditpoints befreit wird. Das anschließende Anrechnen von Studienleistungen ist trotzdem möglich.

Für Programme außerhalb Europas sind weitere Unterlagen erforderlich. Praktisch immer werden jedoch zwei Gutachten von Dozenten, Zeugnisse, Transkripte (Auflistungen aller von euch besuchten Veranstaltungen) und Sprachzertifikate von euch verlangt. Für die Gutachten fragt man einfach einen Prof, bei dem man möglichst positiv aufgefallen ist. Leider wird dieser euch in den meisten Fällen kaum kennen – das geht aber fast allen so. Benutzt für solche Anfragen aber unbedingt die Sprechstunde des Profs! Das Auslandsamt bietet für derartige Gutachten auch vorgefertigte Muster an, an die man sich möglichst halten sollte. Die Anforderungen an die Sprachkenntnisse sind unterschiedlich – im englischen Sprachraum wird aber praktisch immer eines der größeren Sprachzertifikate verlangt. Für Nordamerika ist das zum Beispiel der TOEFL-Test, für die allermeisten ERASMUS Länder wird kein Sprachzertifikat verlangt. Bitte beachtet hierzu, dass oftmals kurz vor den Deadlines zur Bewerbung keine Testplätze für TOEFL Tests mehr frei sind – kümmert euch also rechtzeitig um einen Testplatz! Allerdings ebenfalls nicht länger als zwei Jahre vor dem Auslandsaufenthalt, weil sonst das Testergebnis seine Gültigkeit verliert.

Schritt 3 – Der Aufenthalt

Informationen

Grundsätzlich empfiehlt es sich sehr stark sich an die vom Akademischen Austausch ausgegebenen Informationen zu halten. Konkret bedeutet das:

Geht auf die Informationsveranstaltungen, fragt nach wenn euch etwas unklar ist und solltet ihr jemals den Eindruck haben, dass sich etwas gerade nicht so entwickelt wie Ihr euch das vorstellt meldet euch und kümmert euch selbst darum. Ein Auslandssemester ist eine zusätzliche Belastung! Das muss euch auch vorher klar sein. Ihr habt jede Menge Papierkram vorab zu erledigen, wobei das von Land zu Land sehr unterschiedlich ausfällt. Beispielsweise müssen für die USA und Kanada relativ umfangreiche Formulare ausgefüllt werden um überhaupt ein gültiges Visum für das jeweilige Land zu bekommen.

Wohnen

Eine weitere wichtige Entscheidung vor Ort ist dann ob im Wohnheim („on campus“) oder außerhalb gewohnt werden soll. Je nach eurem Alter und auch der Universität müsst Ihr euch für das richtige entscheiden. Viele Unis bieten schon bei der Anmeldung Zimmer in Studentenwohnheime an. Generell könnte man als Faustregel sagen, dass für Ältere (>23 Jahre) ein Aufenthalt angenehmer ist, wenn er off-campus erfolgt, da beispielsweise in den USA in den Wohnheimen teilweise noch sehr junge Leute wohnen, die einem relativ schnell auf den Geist gehen können, insbesondere wenn man dann schon 5-8 Jahre älter ist. Einige Universitäten sind allerdings eher alleingestellt und liegen als Campus derartig abseits, dass eine off-campus Wohnung nur sehr schlecht machbar wäre. Deshalb gilt: Informiert Euch vorab, wo ihr wohnen wollt und was das kostet. Die Leute vom Akademischen Austausch sind sehr hilfsbereit und freuen sich über Fragen. Ein weiterer Hinweis: An einigen Ländern existieren Wohngeldhilfen für Studenten, selbst für ausländische.

Studieren

Bei einem ERASMUS-Auslandssemester hat man nicht nur an seiner Heimuni, sondern auch an seiner Gastuni einen ERASMUS-Koordinator. Diese zwei Personen sind die ersten Ansprechpartner für alles was euer Studium angeht. Änderungen zu den im Voraus vereinbarten, zu erbringenden Leistungen müssen immer mit beiden Abgesprochen werden. Letztendlich ist jedoch hier das Urteil vom ERASMUS-Koordinator der Heimuni ausschlaggebend. Die Studien- und Prüfungsordnung kann an der Gastuni stark von der bisher gewohnten der Heimuni abweichen (keine Nachschreibeklausuren, Anwesendheitspflicht, …). Hier sollte man sich am besten im Voraus schon schlau gemacht haben. Ansonsten kann man den jew. ERASMUS-Koordinator oder die Sekretariate an der Gastuni fragen. Weiterhin muss man sich an den meisten Unis selbstständig, um das Beantragen seines Studentenausweises bemühen, der für viele Sachen benötigt wird (Mensa, Uni-Bibliothek, Fahrticket, …).

Studienleistungen

Natürlich seid Ihr im Regelfall nicht nur zum Urlaub machen im Ausland, sondern auch um dort Studienleistungen zu erbringen. Für viele Austauschprogramme ist es auch eine notwendige Bedingung, dass ihr dort Studienleistungen in einem gewissen Umfang erbringt. Mittlerweile ist die Kurswahl eher unproblematisch, da die allermeisten Universitäten im Ausland Online-Systeme ähnlich zum Tübinger Campus System verwenden und man daher auch schon von daheim die jeweiligen Kurse buchen bzw. vormerken kann. Hier soll nochmals betont werden, dass man selbst um die korrekte Anmeldung zu Prüfung an der Gastuni verantwortlich ist. Grundsätzlich lassen sich durch die Umstellung der Studiengänge in Tübingen und Deutschland allgemein auf Bachelor/Master Studienleistungen aus dem Ausland anerkennen. Das ist mittlerweile leichter geworden, als es noch vor einigen Jahren war, da die Punktezahlen problemlos umgerechnet werden können. Dabei wird in Tübingen auf eine Umrechnung geachtet, welche den jeweiligen Semestern vor Ort eine Punktzahl in Tübingen zuordnen. Konkret: Wird
beispielsweise an einer amerikanischen Universität für ein Semester studiert und dort sind 12 Units vorgesehen, werden diese 12 Units den z.B. für Bioinformatik vorgesehenen 30LP pro Semester zugeordnet. Der Rest ist einfache Dreisatzmathematik, 2 Unit = 5 LP , 3 Unit = 7.5 LP usw. Diese einfache Regel kann generell angewendet werden, um einen Eindruck zu gewinnen, wie viele Vorlesungen machbar sind — lasst Euch das aber vorab nochmal vom Prüfungsausschuss bestätigen, wenn ihr Leistungen anrechnen lassen wollt. Am wenigsten Ärger gibt es, wenn Ihr euch die Kurse vorab bereits in Deutschland
aussucht und damit dann zu den jeweils zuständigen Professoren geht und euch bestätigen lasst, dass diese Kurse sowohl vom Niveau als auch Umfang einen gewissen LP -Wert widerspiegeln. Das ist dann eure Versicherung, dass das auch im Nachhinein klappt. Die meisten Professoren sind sicherlich auch bereit euch dazu per E-Mail kurz eine Rückmeldung zu geben, ob ein Kurs einen Sinn hat, während Ihr bereits im Ausland seid.

Sobald Ihr dann wieder im Inland seid, stellt ihr möglichst schnell einen Antrag auf Anerkennung von Prüfungsleistungen beim
Prüfungsausschuss und legt die gesamten Scheine/Bestätigungen bei. Am besten legt ihr auch noch genaue Informationen bei, aus denen klar wird was im jeweiligen Kurs gemacht wurde, damit die Leistungen auch überprüft und korrekt eingeordnet werden können. Falls Ihr zu solchen Anrechenbarkeiten Fragen habt, schreibt einfach einem der studentischen VertreterInnen im Prüfungsausschuss eine Mail. Die können Euch dazu auch konkreter sagen worauf Ihr achten solltet.

Haltet Ihr euch an obige Informationen und die Informationen die Ihr vom Prüfungsausschuss bekommen könnt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen mit Eurem Auslandsstudium!

Wir wünschen Euch viel Spaß im Ausland!